Alte Papierfabrik
Ebertsheim/Pfalz

GESELLSCHAFTSFORM UND SELBSTVERWALTUNG

Als Rechtsform sind wir eine GmbH & Co KG, dies ist heute etwas umständlich und lässt sich durch die Geschichte des Geländes als Papierfabrik erklären.
Jeder erwachsene Bewohner ist Mitglied der Gesellschaft und hat eine Mindesteinlage eingebracht.
Neueinsteiger haben auf Wunsch ein Jahr Probezeit, in der sie uns und wir sie kennen lernen können.

Unsere wichtigsten Beschlussorgane sind das monatliche Plenum und die Gesellschafterversammlung:
Alle wichtigen Beschlüsse bezüglich Investitionen, Aufnahme neuer Mitglieder und Weiterentwicklung unseres Projektes werden hier getroffen – jeder Kommanditist hat eine Stimme.

Es gibt zwei gewählte Geschäftsleitungsmitglieder für die laufenden Geschäfte. Die Geschäftsführer haben nur Befugnisse gemäß den Beschlüssen des Plenums und der Gesellschafterversammlung und vertreten die Gesellschaft nach außen.

Die Mitbewohner engagieren sich in mehreren Arbeitsgruppen: Gebäudeinstandhaltung, Heizung, Außengelände, Verwaltung – Buchhaltung, Vermietung – Außenwerbung.

GESCHICHTE

Als im Mai 1985 zwanzig Menschen die alte, seit zwei Jahren leerstehende Papierfabrik in einem kleinen Arbeiterdorf Ebertsheim ersteigerten, wusste keiner von ihnen, wie ein Zusammenleben in einem Wohnprojekt auf Dauer funktionieren kann. Was sie zusammenführte, war die Begeisterung von der Idee und von dem schönen Ambiente der Wohn- und Fabrikgebäude mit dem riesigen Freigelände.

Die Sanierung und Umgestaltung der Bausubstanz war eine riesengroße Herausforderung. Sämtliche Wasserleitungen waren in der Leerstandszeit kaputtgefroren, es
gab keine funktionierende Heizung.

Es entstanden nach und nach Wohnungen, Büros und Werkstätten.

Der ehemalige Pferdestall wurde in einen großen Gemeinschaftsraum mit angrenzender Küche umgebaut.

Vier Jahre später wurde die Zentralheizung durch zwei kleine Blockheizkraftwerke ergänzt. Seit dem erzeugen wir mehr Strom, als wir selbst verbrauchen und nutzen die Abwärme in der Heizung.

Inzwischen sind wir eine relativ stabile Gemeinschaft von derzeit fast vierzig Erwachsenen und 10 Kindern/Jugendlichen. Knapp die Hälfte der Gründergeneration ist bis heute da.

Das damalige Motto „Leben und arbeiten in einem Umweltprojekt“ ließ sich bis heute nur teilweise verwirklichen. Viele arbeiten außerhalb des Wohnprojektes. Der Anspruch,
möglichst mit der Umwelt im Einklang zu sein, zeigt sich nach außen hin vor allem im Bereich der Energieerzeugung und der im Projekt stattfindenden beruflichen Aktivitäten wieder (vgl. „Betriebe“).

Auch andere Ziele scheinen auch heute noch kaum erreichbar zu sein. Es sind immer noch einige größere Gebäude ungenutzt, und es müssen immer mal wieder größere (und ständig einige kleine) Sanierungsprojekte in die Hand genommen werden. Dies erfordert viel gute Kommunikation, Solidarität und Toleranz. Dies ist immer noch unser spannendstes
Lernfeld, zumal gelegentliche personelle Veränderungen sowie unterschiedliche Lebensentwürfe und -einstellungen immer wieder für neue Herausforderungen sorgen.

Vielleicht ist aber grade die Vielfalt – wie auch in der Natur – eine wichtige Voraussetzung für die Stabilität unseres Ökosystems.